Gemeinsam leben im Kreislauf von Natur und Ressourcen
Wolfgang Maus (nicht im Bild) hat eine Idee und seit er mit seiner Idee in die Öffentlichkeit trat, auch eine ganze Reihe Mitstreiter*innen. Rund 30 Menschen treffen sich seit einigen Monaten regelmäßig, um gemeinsam die Vision in die Realität umzusetzen. Im Kern geht es um gemeinwohlorientiertes Wohnen, aber die Idee beinhaltet viel mehr: mehr Natur, mehr Minimalismus, mehr Nachhaltigkeit, mehr Miteinander. Mittlerweile ist die Idee zu einer Initiative angewachsen, eine vorläufige Heimat hat sie bei der H. Looschelders Sozial- und Ökologiestiftung gefunden.
Kleinhaussiedlung
Konkret sollen auf 4.000 – 5.000 m² gepachtetem Land auf Parzellengrößen von 150 – 300 m² Kleinstgebäude wie Tiny Houses, Blockhäuser oder Mobilheime errichtet werden. Weiterhin ist geplant, zentral gelegene Gemeinschaftseinrichtungen wie Garten, Werkstatt, Küche, Spielplatz und mehr zu bauen. Die Initiative räumt direkt mit einer falschen Vorstellung auf: „Wir gründen keine WG! Die Tiny Houses bieten individuelle Rückzugsräume. Jede*r hat seine eigene Dusche und WC, vielleicht auch eine kleine Küchenecke.“
Individueller Wohnraum und Gemeinschaftsräume sollen jedoch nur die Hälfte der Fläche beanspruchen, die andere Hälfte werde für Ausgleichsflächen benötigt. Schon hier wird deutlich: Das EcoParkKleve-Konzept wird von den drei Säulen der Nachhaltigkeit getragen. Es ist ökologisch orientiert, sozial und ökonomisch.
Minimaler ökologischer Fußabdruck
Für die zu bebauende Fläche gilt, dass möglichst wenig Boden versiegelt werden soll. Stattdessen soll das Regenwasser großflächig versickern können. Vorgesehen ist eine weitestgehend unabhängige Versorgung mit Sonnenenergie. Im Gespräch sind zudem die Nutzung von Komposttoiletten und die Einrichtung einer Schilfkläranlage.
Die Ausgleichsfläche soll mit heimischen Bäumen und Sträuchern bepflanzt werden und so zu einem besseren Klima beitragen. Willkommener Nebeneffekt: Mit den so angebauten Früchten wird zugleich ein gesunder Beitrag zur Ernährung der Bewohner*innen gewährleistet.
Inklusion, Gerechtigkeit & Gemeinschaft
In der Bewerbung zur Klever Birne 2024 schreibt Wolfgang Maus: „Immer mehr Menschen wohnen in Single-Haushalten, haben aber durchaus ein Bedürfnis nach mehr Gemeinsamkeit.“ Und ein weiterer Gedanke: „Immer mehr ältere Menschen, die allein in zu groß gewordenem Wohnraum leben, können durch einen Umzug in ein Tiny House für eine gerechtere Wohnraumverteilung sorgen.“
Der EcoParkKleve soll ein Mehrgenerationenwohnprojekt werden, auch wenn sich bisher eher Menschen aus der zweiten Lebenshälfte in der Initiative engagieren. Sie wollen explizit auch jüngere Menschen erreichen, Familien, Menschen mit und ohne Handicap. Der Integrationsgedanke ist für Wolfang Maus sehr wichtig. Er möchte auch Migrant*innen und Obdachlose in das Projekt einbeziehen. Daher schwebt der Initiative neben Wohneigentum auch die Vermietung von Tiny Houses vor.
Gebaut werden soll die Siedlung auf einer für 25 bis 30 Jahre gepachteten Fläche. „Wir wollen nichts für die Ewigkeit“, unterstreicht auch Herbert Looschelders, der die Initiative mit einigen Gleichgesinnten beim ersten der zwei Workshops für die Finalist*innen der Klever Birne 2024 vertritt. „Die Wohn- und Lebenssituationen sind in einem steten Wandel, Bedürfnisse ändern sich. Wir wissen heute noch nicht, wie wir in einigen Jahrzehnten leben werden.“
Reparatur vor Neuanschaffung
Durch die kleinteilige Parzellierung und das Leben auf kleinem Raum in einem Tiny House wird bezahlbarer Wohnraum geschaffen. Eine Wohnraumreduzierung ist auch deshalb möglich, da diverse Räume und Gerätschaften gemeinschaftlich genutzt werden können, man denke nur an Heckenscheren, Rasenmäher oder auch den Fuhrpark. Zu der wirtschaftlichen Lebensweise gehört auch weniger Konsum und stattdessen mehr Ergänzung der Gaben und Fertigkeiten der Bewohner*innen. Geschickte Hände können reparieren wo andernorts neu gekauft wird. Wiederverwendung fördert den nachhaltigen und genügsamen Umgang mit Ressourcen.
Wie geht es weiter?
Die Mitglieder der Initiative haben ein Ziel vor Augen: Zur Landesgartenschau 2029 in Kleve soll das Projekt in seiner Umsetzung gestartet sein und als Leuchtturm dienen. Der entscheidende Faktor ist die Bereitstellung eines geeigneten Grundstücks. Arbeitsgruppen bearbeiten zwischenzeitlich unterschiedliche Themen wie Finanzierung, Austausch mit ähnlichen Wohnprojekten, Zusammenarbeit mit Initiativen und Institutionen wie Essbares Kleverland e.V. oder der Hochschule Rhein-Waal sowie die Entwicklung von Standards für die Wohneinheiten.
Das Preisgeld der Klever Birne soll für die praktische Umsetzung und Beratung durch Fachleute des Projekts EcoParkKleve genutzt werden.
Die Idee finde ich gut!