250127_Veredelung Apfelunterlagen©Luisa Rottes_HSRW-50.2

Forschung zu dürreresistenten Apfelunterlagen wird in Feldversuch überführt

Untersuchungen zur Trockentoleranz und Vielfalt von Apfelunterlagen sind ein wichtiger Baustein, um den Apfelanbau, nicht nur am Niederrhein, langfristig klimaresilienter aufzustellen.

Apfelbaumvermehrung durch Veredelung

Für eine sortenechte Vermehrung von Apfelbäumen werden eine Apfelunterlage – Wurzel mit Stammstück – mit einem Reis – einem einjährigen Trieb – veredelt, also miteinander verbunden, um zu verwachsen. Die Unterlage bestimmt bei veredelten Apfelbäumen die Wuchsstärke des Wurzelsystems und Endgröße des Baumes, das Edelreis die Fruchteigenschaften und ist daneben für die Wuchsstärke der Krone mitentscheidend.

„Anders als im Intensivobstbau mit seinen Buschbäumen, d. h. Bäumen mit kompaktem  und schmalem Wuchs, gibt es im starkwüchsigen Bereich, im sogenannten Halb- u. Hochstammanbau nur wenige bestehende Unterlagensorten. Die Stammhöhe, also die Höhe zwischen Boden und dem untersten Kronenast, beträgt bei Halbstämmen 120 cm und bei Hochstämmen 180 cm. Im Intensivobstbau werden heute zumeist Niederstämme bzw. Spindelbäume – Buschbäume mit einer Stammhöhe zwischen 40 und 60 cm – auf schwachwüchsiger Unterlage gezogen. In Agroforst-Baumstreifen können unterschiedliche Baumformen – von Nieder- bis Hochstämmen für Betriebe interessant sein und Anwendung finden, dementsprechend sind auch starkwüchsige Unterlagen attraktiv. Während wir im schwachwüchsigen und mittelstarkwüchsigen Bereich noch eine größere Auswahl an Apfelunterlagen haben, gibt es im starkwüchsigen Bereich bei den Sämlingsunterlagen derzeit nur noch zwei Optionen: Bittenfelder und Antonowka“, so Anna-Lea Ortmann, Doktorandin im Agroforst Reallabor und verantwortlich für das Forschungsprojekt.

„Durch den Klimawandel tauchen nun vermehrt Probleme mit den bestehenden Unterlagen auf. Eine größere Bandbreite an Unterlagen, die eine standort- und klimawandelangepasstere Auswahl ermöglichen würde, wäre auch vor dem Hintergrund der Risikostreuung sinnvoll.“ Hier setzt ihr Forschungsprojekt an.

2024: Trockenstress-Experiment im Gewächshaus

Im Februar 2024 startete das Forschungsprojekt im Tropischen Gewächshaus mit Lehr- und Schaugärten der Hochschule Rhein-Waal (HSRW). Insgesamt 264 einjährige Pflanzen aus sechs verschiedenen Apfel-Unterlagensorten von stark- bis schwachwüchsig wurden zu je einer Hälfte in Standardtöpfen und Air-Pots gepflanzt. Von Juni bis Juli 2024 wurde ein Trockenstress-Experiment durchgeführt: Während eine Hälfte der Unterlagen regulär bewässert wurde, wurde die andere Hälfte auf einem geringen Niveau bewässert und damit unter Trockenstress gesetzt, um Daten zu verschiedenen Trockenstress-Indikatoren zu erheben. Im September 2024 zogen alle Bäumchen vom Gewächshaus in den anliegenden Lehr- und Schaugarten. Dort erfolgte eine Akklimatisierung an Außenbedingungen und die Bewässerung über den Niederschlag.

2025: Veredelung und Baumschule

Zu Beginn des neuen Jahres wurden die Unterlagen aus den Töpfen entnommen, vom Substrat befreit und gewaschen. Erstmals seit Februar 2024 wurde das Wurzelwerk eingehend untersucht und Proben entnommen. 256, also rund 97% der Apfelunterlagen verblieben aus dem Trockenstress-Experiment. Die mittlerweile zweijährigen Unterlagen wurden von Jürgen Opschroef, Agroforst Reallabor Kooperationspartner vom LIKK e.V. (Landschaftspflege im Kreis Kleve) und Anna-Lea Ortmann veredelt.

Sie entschieden sich für die Veredelungstechnik Kopulation mit Gegenzunge: Der Stamm der Apfelunterlage wurde schräg zugeschnitten. Zusätzlich wurde ein zweiter Schnitt angesetzt, um die sogenannte Gegenzunge zu bilden, damit die Enden von Unterlage und Reise ineinandergesteckt werden können. Die Verbindungsstelle wurde mit Parafilm, einer dehnbaren und abdichtenden Verschlussfolie, verbunden. Die Reiser wurden am oberen Ende ebenso angeschnitten und ihre Länge auf insgesamt etwa 10-15 cm gekürzt, sodass drei Knospen auf dem Triebstück verblieben. Zum Schluss wurden die Spitzen der Reiser in ein spezielles Baumharz getaucht, um die Schnittstelle, die durch das Kürzen entstanden ist, vor Austrocknung zu schützen.

Bei den für die Veredelung der Apfelunterlagen ausgewählten Edelsorten handelte es sich um Zabergäurenette und Rheinischer Winterrambur. Aufgrund der geplanten Wiederholungen im Feldversuch wurden lediglich zwei Sorten ausgewählt. „Wir haben zwei alte Sorten ausgewählt. Die Zabergäurenette gilt als robust. Ich habe sie bei Hans-Joachim Bannier, einem bekannten Pomologen kennengelernt und war begeistert vom Geschmack“, so Anna-Lea. „Der Rheinische Winterrambur ist hier am Niederrhein auf Streuobstwiesen und in Gärten eine gängige alte Sorte. Der Biohof Berkhöfel, Kooperationspartner unseres Agroforst Reallabors, hat mit den Bäumen und Früchten gute Erfahrungen gemacht.“

Die veredelten Apfelunterlagen wurden anschließend in der Baumschule von Berkhöfel verpflanzt. Wenn alles gut läuft, verwachsen die Unterlagen ab Beginn der Vegetationsperiode und dem Einsetzen des Saftflusses mit den Reisern. Im Sommer wird eine Bonitur durchgeführt. Anna-Lea: „Bonitur heißt nichts anderes, als dass wir eine qualitative Beurteilung der Apfelbäume durchführen. Geprüft werden z. B. der Anwuchs, der Gesundheitszustand des Laubes und die Wuchshöhe.“

Winter 2025/26: Verpflanzung auf Agroforst-Flächen am Niederrhein

Im November dieses Jahres sollen die Apfelbäume bei den beiden Kooperationspartnern Berkhöfel und Jürgen Janssen verpflanzt werden. Während der eine Standort mit einem lehmigen Boden das Optimum für die Bäume bietet, werden die Bäume am zweiten Standort auf einen sandigen, eher kargen Boden treffen. Die Entwicklung der Bäume auf dem Feld kann somit weiter erforscht und wertvolle Erkenntnisse gewonnen werden.

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