
DialogPunkt Xanten: Kies und seine möglichen Alternativen im Hausbau
Gemeinsam mit unserem Projekt lud die Stadt Xanten zur ersten von sechs Veranstaltungen im DialogPunkt Xanten ein. Referentin Christiane Otto-Böhm, Mitarbeiterin des Fachbereichs Bauen und Planen in der Kreisverwaltung Wesel, informierte über die „Kieswende für unser Zuhause“ und traf damit ins Schwarze. Florian Gaisrucker, unser Innovationsmanager Gesellschaft, stellte eingangs die Verbindung her: „Nachhaltigkeit ist nicht nur mit ‚grün‘ gleichzusetzen. In unseren DialogPunkten thematisieren wir unter anderem eine nachhaltige Gestaltung unserer Städte. Das schließt auch eine bewusste Nutzung von Ressourcen und Baustoffen ein.“
Auseinandersetzung mit einer endlichen Ressource
„Knies um Kies“ brachte es Christiane Otto-Böhm gleich zu Anfang ihres Vortrags auf den Punkt. Mit 80 Prozent sind Kies und Sand die wichtigsten Bestandteile im Beton, der sich als flexibel formbarer und einfach herzustellender Baustoff in der Bauwirtschaft durchgesetzt hat. Allerdings sind die Kies- und Sandvorkommen in Deutschland nicht gleichmäßig verteilt. Entstanden in der Eiszeit liegen mächtige Lagerstätten unter anderem am Niederrhein. Von den 275 Millionen Tonnen Kies, die jährlich in Deutschland gefördert werden, entfallen rund 13 Millionen Tonnen bzw. 6 Millionen Kubikmeter auf den Kreis Wesel. Seit über 120 Jahren werden im Kreis Wesel Kies und Sand abgebaut. In diesem Zeitraum wurden rund 5.100 Hektar Fläche abgegraben. Etwa die Hälfte wurde wiederverfüllt bzw. aufgehaldet, also aufgeschüttet. 90 Seen sind zurückgeblieben. Über 45 Prozent dieser stehenden Gewässer werden laut Christiane Otto-Böhm keiner sichtbaren Nutzung zugeführt. Das führt zu Unmut in Teilen der Bevölkerung.
Anders als etwa alternative Baustoffe aus der Pflanzenwelt ist Kies ein endlicher Rohstoff, er wächst nicht nach. Kurz gesagt: „Was weg ist, ist weg.“ Dies ist auch dem Kreis Wesel bewusst, der sich für einen nachhaltigen Umgang mit den heimischen Rohstoffen Kies und Sand einsetzt. Die öffentliche Hand stellt die größte Nachfrage in der Bauwirtschaft, hier setzt der Kreis Wesel mit seinem Projekt „Kieswende“ an. „Uns ist bewusst, dass wir auf den wichtigen Baustoff Kies nicht verzichten können. Es gibt auch nicht die eine Alternative, um Kies zu ersetzen“, plädierte Christiane Otto-Böhm für eine differenzierte Betrachtung der Thematik und stellte im Folgenden verschiedene Optionen für eine Reduzierung des Kiesverbrauchs vor. Dabei ging sie detailliert auf Verarbeitungsmöglichkeiten sowie die Vor- und Nachteile ein.
Ihre Lösungsvorschläge:
- Kies durch Recyclingbeton in der Betonherstellung ersetzen – bei gleicher Endqualität
- Beton im Hausbau einsparen durch Verwendung von beispielsweise Faserbeton, Filigran- und Hohlkörperdecken, 3D-Druck oder Fertigbetonteile
- alternative Baustoffe wie Holz, Lehm und Hanf nutzen. Diese drei Stoffe sind jahrhundertealte und bewährte Materialien, die aus ihrem Nischendasein wieder in das Bewusstsein hervorrücken.
Sie legte allen künftigen Häuslebauer*innen und Hobbyheimwerker*innen ans Herz, sich bewusst mit Baumaterialien auseinanderzusetzen, das Für und Wider für sich individuell zu ermitteln und vorausschauend zu planen.
„Während des Vortrags waren jederzeit Rückfragen möglich und auch im Anschluss entspann sich eine angeregte Diskussion“, schaut Florian Gaisrucker zufrieden auf die Veranstaltung. Auch Pauline Becker vom TIX – Touristen Information Xanten freute sich über die gute Annahme der ersten Veranstaltung des DialogPunkts Xanten und blickt gespannt auf die kommenden Abende. Am 4. März ist Akke Wilmes, Energieberater bei der Verbraucherzentrale NRW im Kreis Wesel für einen Workshop zum Thema „Strom von meinem Balkon“ zu Gast.
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