Farben aus der Natur gewinnen und mit Hausmitteln ganze Farbpaletten kreieren – nachhaltiger kreativ werden ist kaum möglich. Im DialogPunkt Xanten tauchten die Teilnehmenden im Juni mit dem Kneipp Verein Xanten e.V. in die Welt der Pflanzenfarben ein.
Es war einmal ein Künstler, der durch die langjährige Arbeit mit herkömmlichen industriell hergestellten Farben gesundheitliche Probleme bekam, aber vom Malen nicht lassen wollte. Daher forschte und experimentierte Peter Reichenbach mit der Farbherstellung aus Pflanzen. Daraus ist das Netzwerk Sevengardens entstanden: Gemeinsames Herstellen von Farben aus Pflanzen und das Anbauen von Pflanzen zur Farbextraktion in sogenannten Färbergärten. Die Pflanzen sind keine Exoten, sondern finden sich oft selbst an Straßenrändern: Dazu gehören beispielsweise Frauenmantel, Kornblume, Malve, aber auch Pelargonie, Rose, Stockrose und Tagetes.
Dörte Dreher-Peiß und Helga Krauskopf sind ausgebildete Sevengardens-Dialogerinnen, d. h. sie haben an einer Ausbildung mit Peter Reichenbach teilgenommen. Die Beiden träumen von der Etablierung eines oder sogar mehrerer Färbergärten mit Werkstatt in Xanten. Daher freuten sie sich über die Gelegenheit, sich im Rahmen des DialogPunkt Xanten im Weberturm zu präsentieren und Sevengardens und ihr Ansinnen vor Ort bekannter zu machen.

Rotkohl ist nicht nur zum Kochen da
Nach einer kurzen Einführung mit Pflanzenquiz zum Geruch, Gefühl, Geschmack und Einsatz von Kräutern und Blumen, wurden die Geschichte und das Ziel der weltweit tätigen Netzwerkinitiative Sevensgarden vorgestellt. Dann ging es auch schon ans Praktische: Die Basisfarbe wurde am Abend des DialogPunkt Xanten aus Rotkohl gewonnen. Dafür mussten zuerst kleine Rotkohlstückchen mit ein wenig Wasser versetzt von den Teilnehmenden gemörsert werden. Mit ein wenig zugefügtem Alaun – für mehr Farbstärke und Haltbarkeit – wurde die Masse durch ein Nesseltuch gepresst. Der Farbsaft war gewonnen.
Nun wurde durch die Veränderung des Säure-Basen-Haushalts regelrecht gezaubert. Durch die Zugabe von Natron, Soda, gelöschtem Kalk, Zitronensäure und Zitronensaft konnte ein Farbspektrum von rot und pink bis ins blau und grün geschaffen werden. Mit Kreide, Calcium oder Maisstärke wurden die Farben pastelliger. Die einzelnen Farben wurden von den Teilnehmenden individuell auf Werkblättern festgehalten. „Ein wenig erinnert mich es an die Chemieprotokolle aus dem Unterricht“, lachte eine junge Besucherin. „Aber hier geht es bunter zu.“
Quell der Kreativität
„Diese aufeinander abgestimmte Farbpalette animiert zum Malen“, begeisterte sich eine Teilnehmerin. „Die gewonnen Farben, die Farbtinte ist nur begrenzt haltbar. Allerdings kann aus der Farbtinte Farbpigment gewonnen werden oder eine Aquarellfarbe entstehen, indem Gummiarabicum und etwas Honig hinzugefügt wird. Aquarellfarbe kann nach dem Eintrocknen immer wieder verwendet werden, wenn sie angefeuchtet wird.“, erläuterten die Kursleiterinnen.
Die Tücher, die zum Auspressen genutzt wurden, können für Buchumschläge, Patchworkprojekte oder Wimpelketten weiterverwendet werden. Die ausgepressten Rotkohlreste in den Nesselsäckchen eignen sich zum Stempeln.
Nicht nur aus frischem Material können Farben gewonnen werden, sondern auch aus getrockneten Blüten. „Nutzen Sie den Sommer und die Blüten, Blätter, Früchte wie die Eichhörnchen, um sich für den Winter einen Färbervorrat anzulegen“, riet Dörte Dreher-Peiß.
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