DialogPunkt Xanten_Denkmal nachhaltig©Luisa Rottes_HSRW

Denkmal nachhaltig

Denkmalschutz und Klimaschutz sind einander ähnlicher, als viele glauben mögen. Beide Bereiche werden oft auf kontrovers diskutiert. Wirtschaftlichkeit, Kosten, Zukunftsfähigkeit sind nur einige der Punkte, die bei beiden schnell in den Raum geworfen werden. Doch eigentlich geht es beiden um Erhalt und hier kommen Punkte wie Rohstoffsparsamkeit, Recycling und Emissionsreduzierung ins Spiel.

Der Archäologe und Historiker Sebastian Held, Verwaltungsmitarbeiter in der Unteren Denkmalbehörde der Stadt Xanten, war zu Gast im DialogPunkt Xanten und gab einen Einblick in den Denkmalschutz und seine nachhaltigen Aspekte. Direkt zu Anfang seines Vortrags stellte er klar:

„Denkmalschutz ist mehr als hübsch aussehende Gebäude. Denkmalschutz ist Verantwortung.“ Verantwortung für das Selbstverständnis einer Stadt wie Xanten, denn Denkmäler sind Kulturgüter und sorgen für Identität. 

Neubau und Sanierung im Klimaschutzvergleich

Ein Neubau wird per se häufig als besser empfunden. Doch es ist ein Umdenken feststellbar. Die Menschen setzen sich laut einer Studie der Bundesstiftung Baukultur aus den Jahren 2022/23 bewusster mit Altbauten auseinander. Diese größere Akzeptanz kommt auch dem Denkmalschutz zugute, beobachtet Sebastian Held.

Aus Klimaschutzperspektive zahlen Baudenkmäler auf ein ‚Klimaguthaben‘ ein. Denn  heutige Neubauten sind durch beispielsweise Energieverbrauch beim Bau und Herstellung der Baustoffe für hohe Emissionen verantwortlich sind. , Baudenkmäler hingegen verursachen geringere Emissionen. Am Beispiel Xantens stellte er die Rohstoffsparsamkeit von Altbauten und Baudenkmälern dar.

Not macht erfinderisch – Baumaterial recyceln

Die Stadt Xanten blickt auf über 2.000 Jahre Baugeschichte zurück. Es waren die Römer, die Steine und Baumaterial in die Region brachten, um am Fürstenberg das Zweilegionenlager Vetera zu errichten. Dieses Baumaterial wurde später genutzt, um die Siedlung Colonia Ulpia Trainana zu errichten. „Ein sehr früher Recyclingprozess“, wie Sebastian Held betont. Denn es mag eine kiesreiche Region sein, wie wir in einer früheren Veranstaltung im DialogPunkt Xanten erfahren konnten, aber es ist keine an Steinen reiche Region. So wurden erst die Ziegel des Lagers für die Römersiedlung genutzt. Aus deren späteren Trümmerfeld wiederum bedienten sich die Menschen des Mittelalters als sie mit dem Dom die Keimzelle für das heutige Xanten legten. „Überall in der Umgebung ist römischer Stein verbaut“, so Sebastian Held.

Auch heute wird möglichst mit Originalbaumaterial oder Material aus alten Quellen saniert. Manchmal allerdings gibt es kein Originalmaterial mehr oder nicht mehr genug. Oder es bedarf einer baulichen Anpassung, dann gilt es abzuwägen. So etwa bei dem neuen barrierefreien Zugang zum Ziegelhof, der an die Domimmunität angrenzt. Hier wurde mit Cortenstahl bewusst modernes Material eingesetzt, um zu zeigen, dass die Rampenanlage nicht Teil des Denkmals ist.

Antworten auf zeitgemäße Anforderungen wie Solaranlagen

Eine Herausforderung für den Denkmalschutz ist der Boom von Solaranlagen. Mit einem Erlass im Jahr 2022 wurde der Aufbau von Solaranlagen auf Denkmälern in NRW erleichtert. Es bedarf zwar weiterhin einer Einzelfallentscheidung, aber sogenannte Entscheidungslinien geben Orientierung. Dies betrifft übrigens nicht nur Baudenkmäler, sondern auch Gebäude innerhalb eines Denkmalbereichs. So wurde beispielsweise im Bereich der Sichtachse des Klever Tors eine PV-Anlage in das Dach eines Neubaus integriert statt sie wie üblich darauf zu montieren. Um die Strahlkraft des Ensembles in die Umgebung nicht zu schwächen, denn, so Sebastian Held: „Manchmal ist das Drumherum wichtig.“

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