Agroforst für die Ziegen: Neue Kooperation mit dem Ziegenflüsterer aus Hanselaer
Im Herbst dieses Jahres unterzeichnete Jelmer de Groot einen Kooperationsvertrag mit unserem Agroforst Reallabor. Nun geht es an die konkreten Planungen, wie ein Agroforst auf dem Demeter- und Bioland-zertifizierten Hogefelderhof in Kalkar-Hanselaer umgesetzt werden kann. Die große Herausforderung sind die tierischen Freunde von Jelmer de Groot: Er hält im Nebenerwerb rund 150 Ziegen, für die junge Bäume eine wahre Delikatesse sind.
Pflanzlicher Allesfresser Ziege
Die Ziege, früher als Kuh des kleinen Mannes verschrien, ist ein pflanzlicher Allesfresser, zumindest beinah. Neben Gräsern, Kräutern, Blüten und Früchten, fressen Ziegen gerne auch Blätter, Rinden und kleine Zweige von Bäumen, Hecken und Sträuchern und erweitern damit ihren Speiseplan um wichtige Inhaltsstoffe. Als begabte Kletterer können die Wiederkäuer sogar in Bäume steigen, um an für sie schmackhaftes Essen zu gelangen.
Und auf ihren Weideflächen soll nun ein Agroforst entstehen? „Unbedingt“, sagt Jelmer de Groot. Er sieht mit großem Unbehagen die fortschreitende Änderung der niederrheinischen Landschaft, wie sie ihm seit vielen Jahren ans Herz gewachsen ist. „Noch immer verschwinden die auch für den Niederrhein typischen Hecken zwischen Feldern, um die Bewirtschaftung größerer zusammenhängender Flächen zu ermöglichen“, stellt er mit Bedauern fest. Er möchte mit seiner Landwirtschaft den entgegengesetzten Weg einschlagen. Denn ein Agroforst spendet Schatten, wirkt als Windschutz und wirkt der Bodenerosion entgegen, um nur einige der vielen Vorteile des Systems aufzuzählen.
Auch Ziegen leiden unter Hitzestress
„Durch den Klimawandel haben wir in den letzten Jahren sehr heiße Sommer erlebt. Die Ziegen brauchen insbesondere während der heißen Mittagsstunden ausreichend Schutz vor der direkten Sonneneinstrahlung. Bäume können hier wertvollen Schatten spenden, wenn sie denn groß genug werden können und nicht in jungen Jahren dem Heißhunger der Ziegen zum Opfer fallen“, erklärt Jelmer de Groot seine Motivation, einen Agroforst zu etablieren. In den vergangenen Sommern hätten die Ziegen nur in den kühlen Morgenstunden die Grasflächen beweidet. Über Mittag haben sie sich im Stall aufgehalten und seien mit frisch geschnittenem Gras gefüttert worden. Das Futter ist wichtig, merkt Jelmer de Groot an: „Was man füttert, das schmeckt man.“ Seine Ziegen werden mit Heu, Gras, Kleegras, Luzerne, Getreide, Gerste und Triticale – einer Weizen-Roggenmischung – aus eigenem Anbau gefüttert.
Ziegenmilch – eine prima Alternative
Morgens und mittags werden die Ziegen gemolken. Ziegen müssen im Unterschied zu Milchkühen für die Milchproduktion nicht jedes Jahr ablammen, um die gleiche Milchleistung zu erzielen. Jelmer de Groot konkretisiert: „Sie lammen zweimal in ihrem Leben.“ Und die Ziegenmilch biete im Vergleich zur Kuhmilch einige Vorteile. So ist sie laktosefrei und enthält das fertige Vitamin A und nicht dessen Vorstufe Carotin. Zu den Abnehmern der Milch vom Hogefelderhof gehören ein deutscher Hersteller von Kindernahrung, eine Käserei sowie ein niederländisches Unternehmen, dass Ziegeneis in verschiedenen Geschmacksrichtungen produziert.
Wie überlebt der Baum die Ziege?
Mit Jannis Menne, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Agroforst Reallabor, erarbeitet er nun einen Plan, welche Weide wie ziegensicher mit Bäumen und sogenannten Futterlaubhecken bepflanzt werden kann. Seine Weiden werden zum Reallabor, um unter anderem verschiedene Möglichkeiten des Verbissschutzes zu erforschen und somit künftig vielleicht auch anderen interessierten Ziegenhalter*innen wertvolle Tipps für den Aufbau einer schattenspendenden Streuobstwiese geben zu können.
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